In dieser Rubrik können Ulyssians ihre Maschien präsentieren, seien es ihre Lieblinge, neue Bikes, Oldtimer, Umbauten oder durchgeführte Projekte mitsamt der zugehörigen Vorgeschiche. Die Texte dürfen gerne ausführlich und die Bilder zahlreich sein...
Den Anfang macht Kriko Gottschalk mit seinem Bericht, wie aus einem "hässlichen Entlein" mit inneren Qualitäten ein sehr ansehnliches Spaßmotorrad wurde.
Suzuki Freewind
Keine Liebe auf den ersten Blick
Text und Bilder von Christoph (Kriko) Gottschalk
Bei meinem Renteneintritt haben Petra und ich uns einen langgehegten Traum erfüllt. Wir haben uns ein Wohnmobil von Westfalia auf Mercedes Sprinter Basis, einen James Cook, gekauft. In jüngeren Jahren konnten wir uns den nicht leisten. Damals hatten wir einen Bully T2 von Westfalia, wegen der Kinder mit Hubdach. Den könnten wir uns heute nicht mehr leisten.
Die nächste Generation Kinder passt auch in den Sprinter und wir haben gemeinsam viel Freude mit
Matilda, Jonathan und Oskar, unseren Enkeln. Da fehlte noch Liv, unser Nesthäkchen.
Sehr schnell nach unserer ersten Ausfahrt in der näheren Umgebung mußte die Frage beantwortet werden: Wohin mit dem Motorrad? Wie waren uns beide einig, daß wir auf das Motorradfahren während unserer Wohnmobilreisen nicht verzichten wollten. Im Innenraum war nicht genug Platz, also außen dran. Anhänger? Nein, das Auto ist schon groß genug. Also auf einen am Auto angebauten Träger. Das ging natürlich mit der 1200 GS nicht, die ich damals wie sehr, sehr viele meiner Freunde hatte. Also mußte ein zusätzliches kleines Motorrad her. Nichts fällt dem Motorradfahrer leichter, als einen Grund für ein neues Motorrad zu finden. Leicht, klein, billig und groß genug für 10 Tagestouren mit Sozius und Gepäck. Ich fing an, den Markt zu durchforsten (eine weitere Lieblingsbeschäftigung des Motorradfahrers).
Einen Motorradträger für das Fahrzeug konnte man kaufen und nach vernünftigen Modifikationen des Fahrzeuges – stärkerer Stabi hinten und vorne, stärkere Federbeine hinten – einfach montieren. TÜV war schnell gemacht. Ich hatte aber immer noch kein passendes Motorrad.
Es nahte Hilfe durch einen Motorradfreund, der nicht im Club ist. Clemens sagte an einem unserer Freitagsstammtische: Schau dir doch mal die Suzuki Freewind an. Die könnte gehen. Suzuki was? Ich hatte noch nie von einer Freewind gehört und auch noch nie eine gesehen, was kein Fehler war, wie die Bilder in Google nahe legten. Ich hatte vorher noch nie ein so häßlisches Motorrad gesehen. Das ist wirklich ein gutes Motorrad, sagt Clemens. Suzuki hat ihren besten 650er Einzylinder Wettbewerbsmotor auf Langlebigkeit getrimmt und in eine Reisenduro Karosserie gebaut, mit großem Tank und bequemer Sitzposition. Bei deiner Figur wirst du was am Federbein machen müssen, aber sonst ist sie Spitze. Und billig, fügte er hinzu. Und häßlich, sagte ich, war aber genügend angefixt, um in Mobile zu suchen. Der Markt war überschaubar. Die Freewind, XF650 wie sie auch heißt, war ein sehr unbeliebtes Motorrad und es wurden nur wenige Exemplare in Deutschland verkauft. Entsprechend klein war der Gebrauchtfahrzeugmarkt. Ganze 5 Exemplare waren auf Mobile notiert. Eine davon stach raus, Baujahr 1998, 1. Hand, 7000 km, pingelig gepflegt, wie neu.
Sie stand in Illertissen, in Bayern. Gerd, Astrid, Petra und ich waren ohnehin mit Motorradhänger unterwegs zu Karl und Angelika und weiter nach Kärnten zum Sicherheitstraining. Also kurz mal in Illertissen angehalten. Live hat mich die silbern/orangene Fremde noch mehr erschreckt.
Nach 200 m Probefahrt war ich auch sicher, dass sie mit diesen Federn vorne und hinten niemals für mich, Petra und Gepäck gut sei, um tausende km Schottland zu fahren. Genau das wollten wir aber tun. Ich habe sie dennoch gekauft, weil der Preis, verglichen mit allem, was ich bisher kannte, geradezu lächerlich niedrig war und weil Clemens sie vorher so gelobt hatte und weil sie wirklich wie neu da stand. Auf dem Rückweg von Bayern nach Hause habe ich über mein IPhone im Wilbers-Shop ein Federbein hinten und Gabelfedern bestellt, 100% Sozius und Gepäckbetrieb. Zuhause habe ich dann das Federbein und die Gabelfedern ausgebaut und sonst alles gecheckt und die wesentlichen Dinge gemacht (Öl, Bremsflüssigkeit und Reifen Pirelli MT60). Da war ich schon zum ersten Mal leicht überrascht ob der Qualität von dem, was ich vorfand. Ich hätte eigentlich außer den Reifen, die 20 Jahre alt waren, nix machen müssen. Alles picobello. Ich habe dann noch alle orangenen Teile schwarz lackiert, außer dem Bugfender, den habe ich als Farbklecks gelassen. Dann habe ich auf Wilbers gewartet. 2 Tage vor unserer Abfahrt Englandfähre nach Rotterdam waren die Teile dann da. Ich habe sie montiert und war mit dem Ergebnis ganz zufrieden.
Das Verzurren der Maschine auf den Träger entpuppte sich als wirklich einfach. Das Fahrgefühl mit dem WoMo hat sich etwas verändert aber nicht wesentlich. Ich habe keine Nachteile im vernünftig fließenden Verkehr.
To make a long story short: Wir waren 8 Wochen in Schottland, England, Wales, Cornwall und Norddeutschland unterwegs, meistens mit Karl und Angelika, auch auf dem Ulysses Meeting in Harrington und sind ca. 6000 km Motorrad gefahren, und ich habe die Zugdämpfung um 2 Klicks aufgemacht, sonst nix. Wenn mich heute einer fragt, was ich glaube, welches Motorrad ideal sei für eine lange Reise in Schottland, sage ich aus voller Überzeugung: Die Freewind von Suzuki. Handlich, wendig, stabil und zuverlässig. Und absolut sozius- und gepäcktauglich.
Wir sind im September wieder zuhause gewesen. Ich habe meine GS verkauft und mir noch eine Freewind gekauft, für mich allein. Bj. 1997, 50000 km, wieder pingelig gepflegt, wieder neuwertig, Preis natürlich noch kleiner.
Fast zu schön (jetzt, wo ich die inneren Werte kenne!!) zum Umbauen. Dennoch: Die wollte ich mir herrichten, für mich. Einen Scrambler, klassisch, oder einen Caferacer so etwas in der Richtung.
Nach einigen leichten Umbauten in den letzten Jahren wollte ich jetzt einen kompletten Umbau wagen, aber doch überschaubar.
Wegen der Corona Pandemie wurde es ein bißchen mehr, das noch und das noch, und am Ende sah sie dann so aus:
Teil II folgt demnächst
Den nächsten Beitrag hat unser Ehrenvorsitzender Gernot Minig verfasst. Darin beschreibt er sein Winterprojekt 2020/21, einen Umbau zum Gespann auf Basis einer BMW 1100 GS, das auch ein wenig beschäftigungstherapeutisch bedingt war.
BMW 1100 GS-Gespann
Text und Bilder von Gernot Minig
Liebe Ulysses Freundinnen und Freunde,
wie ihr ja wisst, habe ich schon lange ein Faible für das Gespannfahren. Warum gerade Gespann fahren? Ich weiß es selbst nicht. Vielleicht ist es die Nostalgie, die irgendwie in einem Motorradgespann steckt, vielleicht die Möglichkeit auch im Winter relativ sicher zu fahren, vielleicht der Reiz der asymmetrischen Fahrdynamik, vielleicht die guten Möglichkeiten, Gepäck mitzunehmen, sicher sind es aber auch die schönen Gespannfahrer-Treffen, die wir im Laufe der Jahre besucht haben, allen voran das Elefantentreffen am Nürburgring und das Eurogespann-Treffen.
Auf jeden Fall ist Gespannfahren aber eine interessante Alternative, Motorradspaß zu haben, wenn wir im zunehmenden Ulysses-Alter auf den dicken Motorrädern unsicher werden, wenn unsere Sozia oder unser Sozius altersbedingt hinter uns mehr leidet als Spaß hat, wenn wir unser Haustier mitnehmen wollen und wenn wir bei mehrtägigen Touren nicht auf entsprechendes Gepäck verzichten wollen.
Als Wally dann zu Beginn des zweiten Lockdowns meinte, ich bräuchte ein Projekt, damit ich in den tristen Wintertagen nicht zu viel Unsinn anstelle, entschloss ich mich spontan, ein Gespann selbst aufzubauen. Bestärkt wurde ich durch Kriko, der auch diesen Entschluss gefasst hatte.
Das Motorrad eine BMW R 1100 GS, war vorhanden. Ich hatte sie bereits im Sommer gekauft um meine alternde Reise-GS zu ersetzen. Den Rahmen und die Anbauteile bestellte ich bei dem niederländischen Hersteller TripTeq. Als Aufbau wollte ich ein Ural Boot. Das ist robust, bequem und man kann leicht einsteigen. Durch Ebay fand ich eins bei Trier in einem desolaten Zustand; verrostet, mit Beulen und, wie ich später erst merkte, leicht verzogen. Aber es war billig. Da ich wegen Corona kaum eine Möglichkeit hatte, an ein anderes Boot heranzukommen, kaufte ich es und investierte viel Zeit und Mühe, um es einigermaßen herzurichten.
Die Montage der Anschlussteile und des Beiwagenrahmens ging ohne größere Probleme. Nur selten musste eine Bohrung nachgefeilt werden. Auch der Einbau des Nachlaufverkürzers, des Hinterradadapters für das 155/15 Hinterrad und des härteren HU Federbeins waren relativ einfach.
Den Kotflügel, die Elektrik und die Lampen für den Beiwagen konnte ich online bestellen. Die Halterungen für den Kotflügel und das Boot, sowie einen Gepäckträger für das Boot schweißte ich selbst. Auch den Sitz baute ich selbst. Die Bespannung des Sitzes mit Kunstleder und den Anschluss der Beiwagenbremse an das Bremssystem des Motorrades machte Joachim. Vielen Dank, Joachim.
Die Lackierung ließ ich von einem Profi machen.
Die ersten Fahrversuche haben mich positiv überrascht. Das Gespann fährt sich sehr leicht, liegt gut auf der Straße und hält die Spur. Auch bei höheren Autobahngeschwindigkeiten gibt es kaum Unruhe im Fahrwerk.
Wider Erwarten war auch die TÜV Abnahme schnell und problemlos. Über Jürgens Sohn Mark bekam ich den Tipp, es beim TÜV in Völklingen zu versuchen. Eine Super-Empfehlung. Nach weniger als einer halben Stunde war alles erledigt und preiswert dazu.
Inzwischen haben wir schon mehrere kleinere Touren doppelsitzig gemacht, wobei Wally und ich uns beim Fahren abwechselten. Es hat richtig Spaß gemacht.
Ein zweites Gespann habe ich schon begonnen. Was wir damit machen, entscheiden wir zu einem späteren Zeitpunkt.
Es geht weiter mit zwei Maschinen von Michael Schmidt. Er hat eine BMW R1100RS und eine Kawasaki Z1100ST "runderneuert" und vor allem optisch aufgewertet. Wobei die fertige Kawa offensichtlich sehr geschont wird.... Michael hat seinen Beitrag in Form von zwei selbsterklärenden Fotostrecken angelegt. Viel Spaß damit!
Umbau BMW R1100RS
Fotos von Michael Schmidt
Umbau Kawasaki Z1100ST
Fotos von Michael Schmidt
Weiter geht es mit der Derbi Mulhacén 659 von Hans-Hermann Bohrer. Hoffentlich kommt Ihr beim Lesen seines Berichts ins Schmunzeln, es ist die Geschichte einer besonderen Beziehung.
Derbi Mulhacén 659
Liebe auf den ersten Blick - die bislang nicht enttäuscht wurde
Text und Bilder von Hans-Hermann Bohrer
Diese Geschichte beginnt im Mai 2018. Während einer Reise nach Italien in unserer bewährten Gruppe (acht Damen vom ehem. Merziger Italienischkurs und ich) besuchten wir die Höhlenstadt Matera in der Basilikata. Wer „Christus kam nur bis Eboli“ gelesen oder die (hervorragende) Verfilmung dieses Buchs gesehen hat, wird sich vielleicht an den Namen der Stadt erinnern. Am Rande eines Platzes fiel mir ein Motorrad auf, klein, mit grober Bereifung, offensichtlich eine Einzylinder, ein knuffiges Teil mit einem riesigen Auspuff. Hatte ich noch nie gesehen. Ein Markenname oder eine sonstige Bezeichnung waren nicht zu erkennen, lediglich ein kleines rotes D befand sich am Heck. Also erstmal Fotos gemacht. Als Ergänzung füge ich eine seitliche Gesamtansicht mit dem massiven Auspuff hinzu, die nicht von mir stammt.
Zu Hause angekommen, habe ich recherchiert. Zum D fiel mir außer Ducati nur Daelim ein, bei denen fand ich die Maschine aber nicht. Irgendwann stieß ich auf Derbi. Ja, hatte ich mal gehört, kommen aus Spanien, bauen kleine Roller und Motorräder bis 200 ccm, gehören mittlerweile (wie Guzzi) auch zu Piaggio und waren früher im Rennsport erfolgreich. Und dort fand ich dann die kleine Unbekannte. Es war eine Mulhacén 659, der erste (und einzige) Versuch von Derbi, in eine höhere Hubraumklasse vorzustoßen. Sie wurde ab 2006 angeboten, nach Deutschland kamen nur wenige Exemplare und die verkauften sich zudem nicht gut. Das lag bestimmt nicht an den Komponenten der Maschine. Der Motor ist ein bewährter Einzylinder, der die diversen 660er Yamahas (u.a. die Ténéré) sowie die erste Version der MT03 antrieb. Er wurde in Italien bei Minarelli (heute eine Tochter von Yamaha) konstruiert und gebaut. In der Derbi leistet er 46 PS und erreicht 55 Nm aus 660 ccm. Des weiteren hat die Kleine Bremsen von Brembo, eine Marzocchi-Gabel und ein Sachs-Federbein. Das alles in einem sehr kompakten Rahmen (Radstand 1386 mm) und mit rund 170 kg vollgetankt sehr leicht. Nur der Lenkerausschlag dürfte fürs Rangieren in der Garage und für enges Wenden etwas größer sein..
Ich fuhr seinerzeit neben meiner Guzzi Stelvio eine Honda Innova 125. Mit der hatte ich mich ab Ende 2008 dem Motorradfahren angenähert (nach Kurzausbildung 1974 und dazwischen absoluter Abstinenz). Später benutzte auch mein Sohn Arno diese Kreuzung aus Roller und Motorrad (übrigens das meistverkaufte motorisierte Zweirad der Welt mit gut 50 Millionen Stück, darauf ist halb Asien unterwegs). Die Honda war trotz ihrer nur gut 9 PS ein hervorragendes Fahrzeug für kürzere Strecken und die Stadt.
Die Innova auf dem Koeppchen bei Wormeldange an der Obermosel
Wenn Arno und ich zusammen unterwegs waren, war Rücksichtnahme angesagt, doch man kann auch mit zwei so unterschiedlich starken Maschinen schöne Touren fahren. Ich fragte ihn, ob er nicht mal seinen Führerschein von A1 auf A begrenzt erweitern wolle. Dann würde ich ein geeignetes Motorrad anschaffen (ganz uneigennützig war dieser Vorschlag natürlich nicht). Neben der Derbi zog ich die KTM 390 Duke in Betracht und lieh mir eine für einen Tag aus. Fährt sich prima, aber man muss dauernd schalten; wenn man im falschen Gang in eine Kurve einfährt, hilft Gasgeben nicht weiter. Der kleine Motor will halt gedreht werden. War nicht so mein Ding... Allerdings voll soziustauglich, doch darauf kam's ja nicht an.
Ich sah mich danach im Internet nach einer Mulhacén 659 um (Derbi hatte übrigens auch noch eine 125er Mulhacén im Programm). Es gibt sie noch vereinzelt für wenig Geld, EZ von 2007 bis 2009. Bei Ebay-Kleinanzeigen fand ich eine in Weiterstadt bei Darmstadt. Arno und ich fuhren mit Stelvio und Innova an einem heißen Tag im August 2018 dorthin und ich drehte eine kleine Runde mit der Derbi durch den Ort. Fahrgefühl wie auf einem Mountainbike, oder, wie es ein Clubkamerad mal ausdrückte: Es geht doch nichts über ein leichtes Motorrad.
Dazu ist zu sagen, dass Derbi aus einer Fahrradwerkstatt entstand und der Gründer seine Firma so nannte, weil seine ersten Maschinen „vom Fahrrad abgeleitet“ (derivado de bicicleta) waren. Diese Mulhacén war 2008 erstmals zugelassen worden und hatte knapp 9000 km. Der Verkäufer besaß mehrere Motorräder und gab die Kleine ab, weil er sie fast nicht mehr fuhr, bereinigte also seinen Bestand. Ein geradliniger Mann, wir wurden rasch einig. Ein paar Tage später brachte ich die Neuerwerbung mit Hilfe von Gernots Anhänger nach Hause. Der Verkäufer hatte noch ein paar Teile eingepackt, u.a. einen Zubehörauspuff. Der Serienauspuff der Mulhacén 659 ist schon etwas Besonderes, ellenlang und dick (und entsprechend schwer); in einem Fahrbericht formulierte es mal jemand treffend so: „Auspuff wie ein Riesenjoint“. Der mitgegebene Zubehörauspuff war dem Verkäufer zu laut gewesen. Ich habe ihn trotzdem gleich ausprobiert, fand ihn ebenfalls etwas laut und sehr knallig, zudem hatte er keinen Kat. Anfangs wollte ich einen Kat hineinbauen, fand aber nichts passendes. Schließlich bekam die Derbi einen schwarzen Topf von GPR, der ihr gut steht und einen schönen Ton hat.
Ausflug ins Luxemburger Müllerthal
Und wie fährt sie sich? Sehr gut, finden Vater und Sohn. Man muss aufgrund des reichlichen Drehmoments nicht viel schalten, sie nimmt (warmgefahren) ab gut 2500 Touren willig Gas an, auszudrehen braucht man sie nicht, es bringt auch nichts. Die Handlichkeit ist hervorragend. Die Reifen wurden sogleich erneuert, sie waren in zehn Jahren hart geworden. Aufgrund der 18er Räder ist die Auswahl nicht groß, es wurden Heidenau K 60 montiert, grobstollig, aber gut zu fahren. Ein Jahr später hatte die Derbi bereits 16000 km. Im Herbst 2018 ging es damit nach Mittlach in die Vogesen. Bei solchen Touren ist der kleine Tank (12 l) von Nachteil, sehr viel weiter als 200 km kommt man maximal damit nicht, der Verbrauch liegt zwischen gut 4 l (piano gefahren) und 5,5 l (allegro con brio). Eine Marotte der Derbi besteht darin, dass sich bei längerer Standzeit die Batterie entlädt. Daher habe ich nach schlechten Erfahrungen einen Trennschalter eingebaut, der das Problem beseitigt. Einen Ladestecker hatte ihr bereits der Vorbesitzer spendiert, da die Batterie schwer zugänglich ist. Ansonsten sind wir wirklich zufrieden mit dem kleinen und leichten Spaßgefährt. Und es hat Seltenheitswert. Noch vor kurzem sprach uns in Echternach eine Frau beim Tanken auf die Kleine an, so ein Motorrad habe sie ja noch nie gesehen, auch die Marke Derbi war ihr unbekannt. Ging ihr also ähnlich wie mir damals in Italien. Nur stand dort niemand daneben, den ich hätte fragen können.
Einen Fehler sollte man jedoch nicht machen: jemanden mitnehmen. Der Soziussitz ist klein, bretthart und die Fußrasten liegen sehr hoch. Als wir 2018 vom Hillclimbing in Andler zurückfuhren, hatte die Innova bei Diekirch eine Panne, sodass wir sie stehenlassen mussten. Arno zog also auf die Derbi um, überlebte die Heimfahrt allerdings nur durch Benutzung des Nierengurts als Sitzkissen, Umfahren sämtlicher Kanaldeckel und Einlegen mehrerer Pausen bis Bachem. Wohl deshalb wurde serienmäßig bereits eine Art Deckel zur Abdeckung des Soziusplatzes mitgeliefert. Wie sie damit aussieht, könnt Ihr auf dem Bild ganz am Anfang beurteilen.